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Denk ich an Deutschland in der Nacht
dann bin ich um den Schlaf gebracht

In den 90er Jahren grölten die Rattenfänger der Deutschnationalen: "Kauft deutsche Autos","Kauft deutsche Wurst". Eine Aufforderung der Couponabschneider, der Milliardäre Quandt, der zehntreichsten der Welt, der Brüder Aldi und Konsorten an ihre Lohnsklaven: Tut was für Deutschland. Schuftet euch die Seele aus dem Leib, an den Bändern unserer Fabriken, nehmt klaglos hin die rechtlosesten und miserabelsten Arbeitsbedingungen, als unsere Knechte in unseren Läden, bedenkt: Deutschland sind wir. Und wir sind gut für Deutschland. Und Deutschland ist die Welt. Wir führen Krieg mit unseresgleichen - entweder wir schlagen die Japse, die Franzosen, die Amis, oder wir sind die längste Zeit Kapitalisten gewesen. Dafür, das müßt ihr verstehen, brauchen wir euch, wir brauchen euch als Volksdeutsche und nicht als Arbeiter. Nur dann seid ihr gut für Deutschland.

Dabei konnte es nicht bleiben. Aus: Kauf' deutsche Wurstzipfel; Kauf' deutsche Autos, auch dann, wenn sie dir eigentlich schon gehören - samt der dazu gehörenden Fabrik -, denn du hast sie gebaut mit deiner Arbeitskraft. Macht nichts, dann kauf' eben das von dir geschaffene Auto noch mal, dabei konnten es die Rattenfänger nicht bewenden lassen, daraus wurde: "Du bist Deutschland." Und damit gelandet mitten im deutschen Faschismus. Es war die NSDAP, die Partei des kleinen Gefreiten, die 1935 mit der Parole "Denn Du bist Deutschland", plus Hitler-Kopf, z.B. in Ludwigshafen, die Hurra-Deutschen auf einem Platz versammelte. Wer nicht zu den Hurra-Deutschen - "Und morgen gehört uns die ganze Welt" - zu rechnen war, der war kein Deutscher mehr, auf jeden Fall war er nicht "Deutschland", sondern er war entweder ein Gefangener und Todgeweihter in den Gestapo-Kellern oder längst im KZ oder als Widerstandskämpfer in der Illegalität oder auf der Flucht vor "Du bist Deutschland".

Bist Du ein Mitläufer, ein Anhängsel von "Du bist Deutschland", dann gute Nacht. Oder. Nennt man dich einen vaterlandslosen Gesellen (!) und Vaterlandsverräter (!)? Dann hast du ein Morgen.

Die heutige Zeit stellt wieder diese Frage. Was bist Du: Ein Mitläufer, ein Anhängsel von "Du bist Deutschland" und somit einer, der seine Klasse als Vaterlandsverteidiger verrät. Oder: Ein Vaterlandsverräter, der stolz ist, ein Arbeiter zu sein. Ein Internationalist, der kein Vaterland sein eigen nennt,solange sein Land und seine Klasse und Millionen Werktätige in Stadt und Land unter dem Joch des eigenen Hauptfeindes, des deutschen Imperialismus stöhnen und jede Generation erneut nichts ist für die Hurra-Deutschen aus der Industrie und den Banken als Kanonenfutter für das nächste heraufziehende mörderische Gemetzel gegen die Arbeiter und Völker anderer Länder und Nationen in Europa.

n dem Deutschland von heute - bist du ein Toter auf Abruf. Deine Städte sind nur solange Wohn- und Kulturstadt, solange sie der deutsche Imperialismus nicht wieder preisgibt und durch seinen Krieg in Trümmer legt. Wie in der seligen "Heil Hitler"-Zeit "Du bist Deutschland", die Feuerwalze nicht nur Hamburg, die Bomben nicht nur Dresden,sondern das ganze Werk deiner Hände von Generationen von Arbeitern dem Boden gleichmacht, solange diese Zeit heutige Zeit ist, ist dieses Land und sein Volk von deinem Klassenfeind beherrscht und in seinen Klauen der Ausbeutung und Unterdrückung gehalten. Solange du nicht die gesamte Gesellschaft, das Volk befreit hast von seinem ureigensten Feind, der deutschen Monopolbourgeoisie, solange herrscht kein Frieden in Europa, solange wirst du ertragen müssen, daß man auch dem Volk in der BRD und leider jetzt auch dem Volk der annektierten DDR mit erneuter Wachsamkeit und Mißtrauen begegnet und ihm auf die Finger schaut. Ein Volk, das duldet - ja sogar anfällig dafür ist, - "Du bist Deutschland" -, hat aus seiner tragischen und zugleich barbarischen Geschichte nichts dazugelernt. Wenn von den Speichelleckern, die ihr Renommee dem Dreigroschen- und Volksverdummungsorgan "Bild"-Zeitung verdanken, von einem Jauch über einen Bomben- Kaiser bis zu solchen Honoratioren des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wie Wickert etc., die ihre Person und ihr Konterfei in den Dienst einer faschistischen Hetz-Parole stellen und dümmlich quaken "Wir sind Deutschland", wenn dadurch und dann kein Sturm der Empörung in diesem Land losgetreten wird, dann Gute Nacht Deutschland. Dann ist man wirklich um den Schlaf gebracht.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken, sieht man, wie sich der deutsche Hurra-Patriotismus in der Arbeiterbewegung breit macht und die Deutschtümelei, wie ein Lauffeuer, immer mehr Arbeiter erfaßt. Vergessen, daß die faschistische Hetz-Parole "Denn Du bist Deutschland" deine Großväter oder auch deinen Vater direkt aufs Schlachtfeld und ins Massengrab führte. Ganz offensichtlich. Wes Geistes Kind muß man sein, wenn man den fünfwöchigen Streik der AEG-Arbeiter Nürnbergs unter das Motto "Du bist Deutschland! AEG ist Deutschland! Wir sind Deutschland!" und unter die schwarz-rot-goldene Flagge stellt, wie geschehen vom Betriebsratsvorsitzenden und Streikleiter Harald Dix. Der im Namen der Streikleitung eine PR-Firma beauftragte, die dazu ihren Beitrag leistete, solchen arbeiterfeindlichen Schund auf Plakate und Sticker zu drucken und hundertfach unter den streikenden AEG-Arbeitern Nürnbergs zu verbreiten. Was für ein Mißbrauch von Streikgeldern der IG Metall.Was für eine Verhöhnung der großen Solidarität der IG Metall- Arbeiter aus den anderen Betrieben der BRD für die Streikenden in Nürnberg. Was für ein himmelschreiender Betrug an der Arbeitersolidarität. An all denjenigen, die die Streikenden der AEG Nürnberg in ihrem Streik unterstützten: Dafür ist keiner gekommen, dafür hat keiner für die Streikkasse der IG Metall unter unseren Kollegen im Betrieb gesammelt. So viel nationalistische Dummheit - von einer Mehrheit einer IG Metall-Streikleitung - war einfach nicht zu erwarten. Denn nicht weniger als dies behauptete die Mehrheit der AEG-Streikleitung in Nürnberg: Der größte Arbeitsplatzvernichter in Europa seien sie selbst. Nicht der größte und milliardenschwerste Konzern in Europa, der Monopolist Daimler-Benz - der in den 80er/90er Jahren Tausende AEG-Arbeiter auf die Straße setzte, der die AEG aus Profitsucht ausnahm wie eine Weihnachtsgans und zerschlug und den Rest der AEG an schwedisches Kapital verhökerte, ist die Ursache, daß die AEG jetzt die letzten, die dieser Kündigungsorgie entgangen sind, vor das Nichts stellt und die Fabrik vernichtet. Aber Nein! was so ist, darf nicht sein! Man ist ja Deutschland, man ist ja die AEG, man ist ganz "Volksdeutscher", wenn dem so wäre, dann hätten die Arbeiter der AEG Nürnberg gegen sich selbst gestreikt,dann wären sie ihre eigenen Arbeitsplatzvernichter, der Ruin der AEG ihr Werk, und ihr Streik nur ihre Antwort auf ihre Dummheit.

In was für eine verkehrte Welt führt einen die Deutschtümelei. Direkt in die Welt der Kriegsverbrecher. Die AEG, einst der größte Konzern der deutschen Elektroindustrie, ist ein Betrieb der deutschen Kriegsverbrecher. Aktiv beteiligt am Programm "Arbeit macht frei"; Tausende Zwangsarbeiter krepierten elendiglich unter seiner Knute; Kriegsgewinner der Arisierung jüdischen Eigentums und als Profiteur aktiv an der Ausplünderung ganz Europas beteiligt; der sich seit dem 1. Weltkrieg ein "Mitteleuropa unter deutscher Führung" wünschte, ganz wie die jetzige Regierung Merkel und Co.; ein Arbeiterschlächter, der den streikenden AEG-Arbeiter nicht nur einmal niederknüppeln ließ, mit Hilfe der deutschen Staatsgewalt und ihrer Polizei; usw. und so fort.

Der Arbeiter hat wahrlich mit der "AEG ist Deutschland" nichts gemein und macht er sich mit ihr gemein,dann verrät er sich und seinen Streik. Verwandelt er den Klassenkampf der Arbeiter in ein Geschenk an die Ausbeuter und Unterdrücker.Wird er zum Nationalisten, dann wendet er sich gegen die Arbeiter selbst, gegen die Arbeiter der AEG, ob in Nürnberg, ob in Schweden oder in Polen, genau so, wie es durch die Mehrheit der Streikleitung geschah, indem am Streikzelt ein Plakat von ihr angebracht wurde mit der Aufschrift: "In Zukunft gibt's AEG-Qualität nur noch im Museum. Spätestens ab 2007 wird es heißen: Wo AEG draufsteht, ist Polen-Standard drin". So wird aus dem Arbeiter ein Feind des Arbeiters. Aus einem kämpfenden, streikenden Arbeiter ein Vaterlandsverteidiger, der seine Klasse in Polen verrät. Wer dem deutschen Spießbürgertum nach dem Munde redet und solches verbreitet, der kann schwerlich erwarten die internationale Solidarität, der schadet sich am meisten selbst. Und so war die Reaktion der polnischen Arbeiter auf den Streik der Arbeiter der AEG Nürnberg entsprechend unterkühlt.

Dies ist aber nur die Spitze des Eisberges. All zu viele Gewerkschaftsführer - ob von der IG Metall über die IG Chemie oder vom DGB - reiten auf der jüngsten "Deutschland"-Welle, die von den Nazis entliehen ist und vom heutigen Bürger- und Kleinbürgertum so gierige neue Verbreitung erfährt.

Man muß was dagegen tun.Es darf so nicht weitergehen. So sah es offensichtlich auch die IG Metall-Jugend zentral. Sie startete eine Kampagne, mit Plakaten und einem Flyer.Um damit voll auf den Bauch zu fallen.Der faschistischen Hetz-Parole will sie im Proletariat begegnen, indem sie - wenn auch ungewollt - sie erst recht populär macht, indem sie in Bild und Schrift sagt "Du bist Deutschland ... zu teuer;Du bist Deutschland ... zu alt; Du bist Deutschland ... Du bist Papst; Bist Du schon Deutschland, (...) usw." Das kann man nur so verstehen: Ohne die Rente mit 67; ohne die Deklassierung zu 2-jähriger Schmalspurausbildung; ohne Hartz-Gesetze; (...) wäre Deutschland das Land aller Deutschen.Mitnichten! Die Arbeiterjugend der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, sie wußte noch, daß sie niemals Teil dieses Deutschlands des deutschen Imperialismus, ihres Hauptfeindes sein kann und auch nicht sein wollte. Einem Deutschland, das für sie nur eine Verwendung kennt als Kanonenfutter, als Frischfleisch für ihre Fabriken, als Ausgebeuteter und Unterdrückter, als Lohnsklave, daß dieses Deutschland des Monopolkapitals ihnen solange auf den Schultern sitzt, bevor es nicht von der Arbeiterbewegung hinweggefegt wird. Ohne die Arbeiterrevolution, ohne den Sturz der deutschen Monopolbourgeoisie keine Befreiung der ganzen Gesellschaft von dem heutigen Deutschland der Kriegsbrandstifter. Die Arbeiterjugend vor 30 Jahren wollte nicht dazu gehören, ihre Losung, unter der sie kämpfte, war von solcher Radikalität: "Was uns kaputt macht, machen wir kaputt!" Mit diesem Deutschland hat die Arbeiterjugend nichts am Hut, ob mit Agenda 2010 oder ohne, ob mit oder ohne "Wir sind Papst". Dem Faschismus, dem Völkischen kann man nicht halbherzig begegnen, entweder man kämpft oder man duldet ihn. Das gilt auch für die IG Metall-Jugend. Schickt die Plakate, den Flyer zurück, oder stampft sie ein. Sie sind das Papier, auf dem sie gedruckt wurden, nicht wert. In Betrieb und Gewerkschaft haben sie nichts zu suchen. Bei ein wenig (erneutem) Nachdenken wird der Schluß der gleiche sein, wie vor 30 Jahren bei der Arbeiterjugend!

Dieses Deutschland braucht die einzige gültige Antwort: Keinen Frieden mit "DU bist Deutschland". Keinen Frieden mit dem Deutschland der Kriegsbrandstifter:

SAGT NEIN ZU DEUTSCHLAND, BEVOR ES ANDERE TUN!